CHRISTI HIMMELFAHRT
„Christi Himmelfahrt“. Wir feiern die „Himmelfahrt“ von Jesus. Auch im Alten Testament wird von den Propheten Elija und Jesaja und von Mose gesagt, sie wurden in den Himmel aufgenommen. Es ist ja klar, dass wir es hier mit einer Bildsprache zu tun haben, die etwas Unsagbares sagen will. Das ist ja das Eigene von Bildern: Sie drücken mehr aus, als wir mit normalen Worten aussagen können.
Über eines können wir uns einig sein: Mit „Himmel“ meinen wir nicht, den Himmel dort oben, das Firmament. Auch nicht einen bestimmten Ort. In der englischen Sprache gibt es z.B. zwei Wörter für „Himmel“: „sky“ (Firmament) und „Heaven“. Es war ziemlich unsinnig, dass der erste russische Kosmonaut, Gagarin, als er zurück auf der Erde war, als überzeugter Atheist meinte sagen zu müssen: „Ich war im Himmel, aber einen Gott gab es dort nicht!“ Der Himmel ist nicht „dort oben“.
Wir kommen aber der Sache schon näher, wenn wir ein Beispiel aus der Alltagssprache nehmen. Wenn wir etwas ganz Tolles, Wunderschönes, Wunderbares erlebt haben, dann sagen wir oft: „Das war himmlisch!“ und meinen damit etwas, das unsere normale Durchschnittserfahrung übersteigt. Als ob es nicht zu der Alltagswelt gehört, eine andere Wirklichkeit ist, für die unsere normalen Begriffe und Vorstellungen zu kurz kommen. Die Wirklichkeit ist mehr als wir mit unseren Sinnen erfahren können. Wir stoßen in eine andere Dimension der Wirklichkeit vor, die mit der uns vertrauten nicht vergleichbar ist. Mit „Himmel“ meinen wir tatsächlich eine andere Dimension der Wirklichkeit, den Bereich, die Welt Gottes.
Im Grunde genommen, ist „Himmelfahrt“ etwas Ähnliches wie Auferstehung. Der auferstandene Jesus lebt in der für uns Menschen unsichtbaren Wirklichkeit Gottes, in einem neuen Leben mit Gott. Im Lukasevangelium sagt der sterbende Jesus zu dem Verbrecher neben ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies bzw. im Himmel sein.“ Heute noch! Du wirst sterben, aber heute noch (mit mir) auferstehen! Von Anfang an ist es die Überzeugung der Christen gewesen: Jesus lebt seit seiner Auferstehung in der ganz anderen Wirklichkeit Gottes. Wir feiern zu Ostern und zu Himmelfahrt im Grunde ein und dasselbe Ereignis. Wir betonen nur zwei verschiedene Gesichtspunkte: Zu Ostern feiern wir den Sieg über den Tod. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Am Himmelfahrtsfest feiern wir die andere Seite von Ostern: Der Auferstandene lebt im Himmel, in der ganz anderen Welt Gottes.
Christi Himmelfahrt: Wir versuchen mit den unterschiedlichsten Metaphern und Bildern in Worte zu fassen, dass Jesus bei Gott aufgenommen ist. An diesem Fest feiern wir unseren Glauben an eine neue Existenz, an ein Leben in der unmittelbaren Nähe Gottes. Wir sagen auch: Er ist „erhöht“, „erhoben zur Rechten Gottes“, er hat Teil am Herrschen und Wirken Gottes. Jesus ist nicht eine Person, die nur in der Vergangenheit gelebt hat, sondern er ist auch jetzt in unserer Welt, in unserem Leben wirksam anwesend.